EROI und Umweltschutz

„…aber was ist mit der Natur?“ werden viele fragen.



Die Wale kehren zurück. Auch in der Bucht von New York City wurden sie schon gesichtet.

Die meisten Umweltschutzbewegungen sehen technologische Weiterentwicklung und Naturschutz als gegeneinanderstreitende Prinzipien. Menschen und Technik aus der einen, Tiere, Pflanzen und sonstige Organismen auf der anderen Seite — doch hält diese Auffassung einer Überprüfung stand?

Prof. Kuckuck aus „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (Thomas Mann) bezeichnete Wale noch als „schwimmende Vorratstanks für die Fettindustrie“. Heutzutage vermögen wir dies nicht zu lesen, ohne die Stirn zu runzeln. Wir sehen Wale als wunderschöne, intelligente, schützenswerte Tiere und nicht als irgendwelche Vorratstanks! Offensichtlich hat sich unsere Beziehung zu den Meeressäugern seit der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts massiv gewandelt. Dies ist sicherlich zum einen auf die Bemühungen von Tierschützern zurückzuführen — andererseits aber wären diese Bemühungen sicher wirkungslos geblieben, wenn nicht das ökonomische Interesse der Menschheit an Walfett auf Null gefallen wäre: eine Folge der Nutzung von Erdöl!



Je diffuser eine Energiequelle, desto mehr Landfläche muss ihr geopfert werden. Ein Windpark (einschl. Pumpspeicher für wenige Tage), der Berlin mit Strom versorgt (1.5 GW), würde größenordnungsmäßig die Fläche des Stadtgebiets umfassen, ein Kohlekraftwerk einschließlich Mine entspräche dem Ortsteil Wedding, ein Leichtwasser-Kernkraftwerk dem Tempelhofer Feld und ein DFR-Kraftwerk einem großen Einkaufszentrum.

Die Notwendigkeit, Teile der Natur menschlichen Bedürfnissen dienstbar zu machen, nimmt mit steigenden EROIs, steigenden Energieflussdichten ab: Denn je größer der technische Verstärkungsgrad menschlichen Handelns, je geringer Massen und Volumima, aus denen eine gegebene Energieportion gezogen wird, desto kleiner der Anteil der Natur, der umgeformt, gezähmt, getötet, verarbeitet etc. werden muss, um einen bestimmte Menge an Gütern und Dienstleistungen für Menschen bereitzustellen. Wollte man Nahrungsmittel für acht Milliarden ohne Kunstdünger, Mähdrescher, Gentechnik, Pestizide, Tiefkühllager und Konservierungsstoffe bereitstellen, so würde die gesamte Weltkontinentalfläche nicht ausreichen, um die benötigten Felder anzulegen. Umgekehrt können hydroponische Turmfarmen, mit DFRs als Energiequelle, riesige Landflächen der Natur zurückgeben: Wenn Nahrung für eine Großstadt vor Ort erzeugt wird, werden traditionelle Bauernhöfe überflüssig. Felder und Äcker ließen sich in Naturschutzgebiete umwandeln, oder auch in Erholungsparks für Menschen.

Zivilisation und Natur liegen nur dann im Konflikt miteinander, wenn Erstere versucht, industriellen Lebensstandard (und Bevölkerungszahlen) auf Basis niedriger EROIs zu realisieren. Nutzt sie dagegen Technologien mit hohen Erntefaktoren und Flussdichten, dann vermag sie die Natur besser zu schützen, als es jemals zuvor möglich war — sie kann sogar überschüssige Kapazitäten einsetzen, um anderen Lebensformen zu helfen, etwa, indem man wilde Tiere bei Dürrekatastrophen mit Wasser und Nahrung versorgt.